Hendrik Wittkopfs Arbeit gehört zu einer Serie von Versuchen, die
die Spannung zwischen Visualität und Materialität, Erinnerung
und direktem Effekt, Technik und Subjektivität nachspüren.
Vor einigen Jahren bezog sich der Maler auf die verschwommenen und formlos
entmaterialisierten Ränder von Dias und Schnappschüssen als
Ausgangspunkt für abstrakte Bilder, die aus schwebenden und transparenten
Pinselstrichen bestanden. Hier widerstand die Materialität der Bilder
kaum der Immaterialität des Verschwommenen, und der Maler ließ
den Betrachter über die Möglichkeit, die Spuren mit irgendeiner
Referenz auf Form" zu lesen, im Unklaren.
In seinen neuen Bildern ist es die Ähnlichkeit des Schnappschusses,
die wiederkehrt, die aber einer technischen Grausamkeit" unterworfen
wird: der Inkonsistenz und Fragmentierung von Farbe und Pinselstrich.
Im Unterschied zur Infragestellung der Bilder Anfang dieses Jahrhunderts
wird statt der photographischen Ähnlichkeit" die subjektive
Geschlossenheit des Bildes in Frage gestellt.
In ihren besten Momenten benützen Wittkopfs Bilder die Wiedererkennbarkeit
der Photographie, um zu verhindern, daß das Malerische eine Existenz
für sich selbst erhält. Das Photographische", das
dann zutage tritt, ist die zerstörerische Kraft, die die Malerei
als autonome Kunst in den Hintergrund drängt, ein Prozeß, den
wir zwar theoretisch benennen, aber nicht in der selben Art und Weise
erfahren wie die Modernisten.
(Auszug aus einem Text von Cuauhtemoc Medina)
|